Das "liebe" Geld - Mein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen

Mich begleitet ständig das fiese Gefühl nie genug Zeit für die Dinge zu haben, die mir wirklich Freude machen und die mir guttun. Leider ist meine Tätigkeit nicht meine Berufung, sondern die Möglichkeit meinen Lebensunterhalt, meine Miete zu verdienen. 

So oft bin ich mit dem Geld beschäftigt und dem, was ich tun muss um es zu bekommen. Oh, wie schön wäre eine Welt ohne Geld oder wenigstens mit einem bedingungslosen Grundeinkommen? :) 

Ich will gar nicht nicht arbeiten, sondern arbeiten ohne Existenzangst. Ich möchte die Möglichkeit haben zu entscheiden ob ich für wenig Geld tue worauf ich Lust habe oder für mehr Geld eine Lohnarbeit leiste.
Ein Teil der Menschen wird tatsächlich nicht arbeiten, es sich gemütlich machen und die Beine hochlegen. Wäre das schlimm? Ich finde nicht! Was ist schlecht daran, mit dem zufrieden zu sein, was man hat? Wir lieben das nur, wenn wir es bei buddhistischen Mönchen sehen, nennen es Achtsamkeit und machen Kurse, um ihnen ein klein bisschen zu ähneln. Wie denken wir aber über ganz normale Menschen, z. B. unsere Nachbarn, wenn sie nicht arbeiten, wenn sie ihr Geld aus der Arbeitslosenversicherung oder Hartz IV gemütlich verbrauchen, im "Hier und Jetzt" leben und mit dem auskommen, was sie haben. Unser Urteil ist in der Regel schnell klar: Schmarotzer!

Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, dass jeder Arbeitnehmer in die Arbeitslosenversicherung einzahlt? Auch diese "Schmarotzer" haben das getan. Geld welches wir selbst einzahlen, erbetteln wir uns vom Amt zurück? Ich kenne niemanden, der mit so viel Selbstbewusstsein zum Arbeitsamt ging wie zur Versicherungsanstalt, um sich seine Lebensversicherung auszahlen zu lassen. Warum ist das so? Weil die Arbeit uns definiert? Sind wir, was wir arbeiten? Verdienen wir, was wir verdienen?
Wir lassen uns schlecht behandeln obwohl wir eigentlich eine Entschuldigung der Regierung verdient hätten, weil sie die Wirtschaft nicht leitet, damit diese genug anständige Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Mit "anständig" meine ich anständig bezahlt. Sie schaut zu wie Firmen ihren Sitz in Steueroasen verlegen, um noch mehr Millionen zu "sparen" und wir lassen uns weiterhin Vorwürfe machen, weil wir mit der Rente die enormen Mieten nicht mehr zahlen können? Wir lassen uns ungestraft von irgendwelchen Politikern sagen, hättet ihr doch einen anderen Beruf gelernt. Wir lassen uns abspeisen!

Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen wäre das Geschichte.
Was könnte denn passieren? Die, die nicht arbeiten wollen, werden es auch dann nicht tun. Oder vielleicht doch, ein bisschen, um den Lebensstandard zu erhöhen. Selbstbestimmt und selbstbewusst! Sie könnten sich um bessere Arbeitsbedingungen kümmern, um bessere Bezahlung, auch für Jobs, die keiner gerne macht. Darum, dass z. B. die Pflegeberufe so gut bezahlt werden, dass die Menschen sich um solche Stellen reißen.
Niemand müsste mehr beim Amt betteln, niemand mehr den Kopf einziehen. Es würden Kräfte für Dinge frei, die unsere Welt wirklich verändern und vielleicht retten könnten. Ich glaube sie würde eine bessere, sauberere, buntere und gesündere Welt werden.
Wenn niemand mehr Angst hätte unter der Brücke schlafen zu müssen, könnten wir uns mit anderen Dingen beschäftigen. Wir könnten den Blick heben und über unseren Tellerrand schauen. Womöglich hin zu anderen Menschen, in anderen Ländern wo es wirkliche Probleme gibt. Wenn niemand mehr unbezahlte Überstunden, dauerhafte Leiharbeit, jahrelang befristete Arbeitsplätze, sogenannte "Frauenberufe", weil schlecht bezahlt, in Kauf nehmen müsste, weil er sich dagegen wehrt. Für wen wäre das ein Problem?

All die Ämter, mit all ihren Beamten, die sich darum kümmern, dass das Geld an Bedürftige, nach strengen Regeln natürlich, ausgezahlt wird. Beamte die wiederum kontrollieren, dass das auch alles rechtens ist. Sie alle könnten eingespart werden.
Wissen wir, was das alles kostet? Nein! Aber wir lassen uns erzählen, es wäre nicht bezahlbar. Dabei gibt es eine Menge Untersuchungen und Forschungsergebnisse, die besagen, dass es durchaus bezahlbar wäre. 

Aber warum haben eigentlich so viele Menschen Angst vor einem bedingungslosen Grundeinkommen? Das hat mit unserer - Achtung Hypothese -  "Leistungsgesellschaft" zu tun. Wer nichts leistet soll nichts oder weniger bekommen. Dabei ist diese Leistungsgesellschaft zutiefst ungerecht, oder leistet eine Krankenschwester weniger als ein Manager bei Siemens? Diese Ungerechtigkeit wiegt wohl nicht so schwer. Viel schwerer wiegt ganz offensichtlich die Ungerechtigkeit, wenn alle einen bestimmten Betrag auf ihr Konto überwiesen bekämen. Einfach so. Ohne Unterschied. 

Vielleicht gibt es ja ein ganz anderes Problem: Wohin mit all den Beamten, die gewohnt sind auf ihren unkündbaren Posten zu kleben bis sie pensioniert werden und sich ein Häuschen in Griechenland oder Spanien kaufen? Plötzlich wären sie arbeitslos und müssten von dem leben, was sie grad so haben.
Komisch, mich belustigt diese Vorstellung irgendwie. Aber das ist eine andere Geschichte.





Pilotprojekt Grundeinkommen - Wir wollen es wissen. (pilotprojekt-grundeinkommen.de)




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